Die Bedeutung von Johannes 8:58: "Ehe Abraham wurde, bin ich"
Einleitung
In Johannes 8:58 sagt Jesus eine der bemerkenswertesten Aussagen über seine Identität: "Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich." Diese Aussage ist nicht nur eine Bestätigung seiner ewigen Existenz, sondern auch eine direkte Behauptung seiner Göttlichkeit. Um die Tiefe dieser Aussage zu verstehen, ist es wichtig, den Kontext und die Implikationen dieser Worte zu untersuchen.
Der Kontext von Johannes 8
Im achten Kapitel des Johannesevangeliums führt Jesus einen intensiven Dialog mit den religiösen Führern der Juden. Sie diskutieren über seine Identität, seine Mission und seine Autorität. In diesem Zusammenhang behauptet Jesus, dass er das Licht der Welt ist und dass diejenigen, die an ihn glauben, die Wahrheit erkennen werden und frei sein werden (Johannes 8:12, 32).
Die Diskussion eskaliert, als Jesus die religiösen Führer dafür kritisiert, dass sie nicht wirklich Kinder Abrahams sind, weil sie seine Worte nicht annehmen. Sie behaupten, ihre Abstammung von Abraham zu haben, und Jesus antwortet darauf, dass ihr wahres Vaterland nicht Abraham ist, sondern der Teufel, weil sie die Wahrheit nicht erkennen (Johannes 8:39-44).
Johannes 8:58: "Ehe Abraham wurde, bin ich"
In Vers 58 bringt Jesus das Gespräch auf den Höhepunkt mit seiner Aussage: "Ehe Abraham wurde, bin ich." Diese Aussage ist tief und bedeutungsvoll aus mehreren Gründen:
Ewige Existenz: Indem Jesus sagt, dass er existierte, bevor Abraham geboren wurde, behauptet er seine Präexistenz. Das bedeutet, dass Jesus vor der Schöpfung der Welt existierte und nicht einfach nur ein Teil der Geschichte ist.
Verwendung des göttlichen Namens "Ich bin": Der Ausdruck "Ich bin" (griechisch: "ἐγώ εἰμι", ego eimi) erinnert direkt an Gottes Selbstoffenbarung gegenüber Mose im brennenden Dornbusch (2. Mose 3:14), wo Gott sagt: "Ich bin, der ich bin." Durch die Verwendung dieses Ausdrucks beansprucht Jesus die gleiche göttliche Identität, die Gott gegenüber Mose offenbarte.
Direkte Behauptung der Göttlichkeit: Diese Aussage ist eine der klarsten Behauptungen Jesu über seine Göttlichkeit. Er identifiziert sich nicht nur als zeitlos und ewig, sondern auch als derjenige, der das Wesen und die Natur Gottes teilt.
Die Reaktion der Zuhörer
Die Reaktion der jüdischen Führer auf Jesu Aussage ist sehr aufschlussreich. In Johannes 8:59 heißt es: "Da hoben sie Steine auf, um auf ihn zu werfen; aber Jesus verbarg sich und ging aus dem Tempel hinaus." Die Tatsache, dass sie ihn steinigen wollten, zeigt, dass sie seine Aussage als Gotteslästerung verstanden. In ihren Augen beanspruchte Jesus eine Identität, die nur Gott zusteht, was nach dem Gesetz des Mose mit dem Tod bestraft werden sollte (3. Mose 24:16).
Theologische Implikationen
Die Aussage Jesu in Johannes 8:58 hat weitreichende theologische Implikationen:
Christologie: Sie ist zentral für das christliche Verständnis von Jesu Natur. Jesus ist nicht nur ein Prophet oder ein weiser Lehrer, sondern Gott selbst, der in menschlicher Gestalt gekommen ist.
Trinität: Diese Aussage unterstützt die Lehre der Dreieinigkeit, die besagt, dass Gott in drei Personen existiert – Vater, Sohn und Heiliger Geist – die alle das gleiche göttliche Wesen teilen.
Erlösung: Jesu Göttlichkeit ist grundlegend für das Verständnis der christlichen Erlösung. Nur Gott selbst konnte das perfekte Opfer bringen, das notwendig war, um die Menschheit von ihren Sünden zu erlösen.
Schlussfolgerung
Johannes 8:58 ist eine kraftvolle Aussage, die die Identität Jesu als Gott offenbart. Durch die Behauptung, dass er existierte, bevor Abraham geboren wurde, und durch die Verwendung des göttlichen Namens "Ich bin", macht Jesus deutlich, dass er mehr ist als ein Mensch – er ist Gott. Diese Wahrheit ist zentral für das christliche Glaubensbekenntnis und unterstreicht die einzigartige Rolle Jesu in der Heilsgeschichte.